W wie Windmühle
Seit dem 14. Jahrhundert besitzt Uedorf eine Windmühle, deren Turm noch heute an der höchsten Stelle thront. Die Mühle ist inzwischen in Privatbesitz und leider nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Der derzeitige Besitzer hat die Mühle in den vergangenen Jahren von Bewuchs befreit und liebevoll restauriert, so dass auch vom Rhein und von der Straßenseite schöne Aussichten auf das Gemäuer möglich sind. Eine Darstellung des Mühlenturms findet sich auf dem Uedorfer Wappen.
Der heute wieder efeufreie Turm hat in seiner Vergangenheit einiges erlebt und ist heute noch das geschichtsträchtigste Wahrzeichen Uedorfs. Mit der Geschichte ist die einzige Windmühle in Uedorf, Hersel und Widdig untrennbar verbunden. Ihre Ersterwähnung erfolgte bereis 1344, einer Urkunde von 1445 nach gehört "unser wyntmoelen [...] zu Oedorp" dem Kölner Kurfürsten. Die Uedorfer Mühle hatte den Status einer Bannmühle, d.h. die umliegenden Bauern mussten ihr Getreide hier mahlen lassen. Es werden 1470 sogar Weingärten neben der Mühle erwähnt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Windmühle durch zahlreiche Pächter aus der Region betrieben. Wie durch ein Wunder hat die Mühle bis dahin alle Unglücke schadlos überstanden.
Im Zeitungsarchiv des Bonner Generalanzeigers konnte Heimatforscher Dieter Est aus Rheidt eine Annonce vom 5. März 1893 (4. Spalte, 1. Reihe) ausmachen, in der die Mühle zum Verkauf oder zur Miete ausgeschrieben wird. In der gleichen Anzeige wird auch ein Ackerpferd feilgeboten... Ob die Annonce erfolgreich war, ist nicht bekannt.
Im Jahr 1898 war die Uedorfer Windmühle die letzte ihrer Art in der weiteren Umgebung, nachdem die Mühle in Graurheindorf dem Erdboden gleich gemacht worden war. Der General-Anzeiger berichtete am 21. Mai 1898, dass die Uedorfer Mühle "noch rüstig und arbeitsfroh" sei.
Um 1900 wurde jedenfalls der Betrieb aufgegeben und die Mühleinrichtung entfernt. Seit 1902 diente das Bauwerk als romantischer Aussichtsturm, schöne Parkanlagen ringsum sind angelegt worden. Der neue Besitzer, der Freiherr von Diergardt, beabsichigte dann in der Nähe eine Villa zu bauen. (General-Anzeiger-Artikel vom 14.4.1900)
Im Jahr 1906 vermeldete der General-Anzeiger die Absicht, die Mühle künftig als Wasserspeicher zu nutzen. Zu diesem Zwecke wurde in dem Jahr der Turm baulich restauriert und um 3,5 Meter erhöht.
Im Kriegsjahr 1945 wird der Turm von amerikanischen Soldaten beschlagnahmt und in einen Versammlungsort umgewandelt. Etliche Sagen und Erzählungen rankten sich in alter Zeit um das geschichtsträchtige Gemäuer. In den 1960er Jahren wechselt das Grundstück samt Mühlturm erneut den Eigentümer, und gehörte nun der Baronin von Bungardt. Neben dem Turm ist - von der Rheinseite aus - die gebaute Villa zu sehen. Das Grundstück ist im Laufe der Zeit aufgeteilt worden, in neuer Zeit erhebt sich direkt neben dem Turm der Neubau eines größeren Hauses.
(Teile dieses Textes erschienen auf der ersten uedorf.de-Webseite von Stefan Müller. Großer Dank gebührt außerdem Dieter Est aus Rheidt, der viele Informationen beigesteuert hat.)